Fotografie ist etwas, das in einem Kopf beginnt und in einem Anderen endet. Fotografie beginnt immer mit dem Entschluss irgendetwas von Interesse, das Motiv, zu Fotografieren. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Weg und die Mittel und Zeitpunkt sorgsam ausgewählt werden oder ob einfach draufgehalten wird, im englischen treffend mit mit Point and Shoot bezeichnet, im Deutschen als Knipsen abqualifiziert. Fotos sind dauerhaft festgehaltene visuelle Eindrücke, sie werden nicht gemacht um in einem Schuhkarton zu vermodern oder auf Festplatten Speicherplatz zu belegen. Sie werden angefertigt um sie zu betrachten. Im Normalfall ist dieses der Fotograf zunächst selbst, es kommen dann ihm bekannte Personen und zum Schluss das Heer der ihm Unbekannten. Es landet dort über die Augen wieder in den Köpfen. Fotografie ist also eine Form der visuellen Kommunikation, vergleichbar mit Kunstmalerei, Bildhauerei, Mosaiken. Das Problem ist nur, dass sie an einen technischen Vorgang gebunden ist.

Es ist durchaus möglich, Fotografie als einen technischen Vorgang anzusehen. Als solcher hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan. Mit Einführung der Elektronik im Kamerabau begann zunächst eine Konzentration der Fotowirtschaft. Hersteller wie Rollei, Voigtländer verschwanden nach und nach. Vor Ort verlagerte sich das Geschäft vom Fachhandel hin zu Abteilungen im Technikhandel. Ein heftiger Wandel erfasste die Fotowirtschaft mit der Digitalisierung, Digitale Fotografie hat für den Konsumenten einige Vorteile. Bilder sind sofort verfügbar, können über das aufkommende Internet versandt werden und vor allem: Sie kosten nichts, keine Entwicklung, kein aufwendiges Archivieren. Viele Geschäftsfelder verschwanden, weil nicht oder nicht mehr im benötigt und einige Marktgrößen wie Kodak gleich mit. Digitale Kameras waren angesagt.

Der nächste Schritt in der Evolution der Fotografie kam kurze Zeit später. Kleine, tragbare und hochintegrierte Computer, Smartphones, machten sich breit. Mit einem Kameramodul versehen überall und jederzeit verfügbar. Der Markt der Kompakten verschwand. Was an dedizierten Geräten, also ausschließlich für Fotografie designte Appliance, überblieb sind Kameras im gehobenen Sektor, Die Grenze ist durchaus dynamisch.

Momentan zeichnet sich wieder ein erheblicher Wandel ab: Künstliche Intelligenz, sowohl mit modifizierten, nachbearbeiteten Aufnahmen, als auch mit vollständig KI – generierten Bildern. Das sollte zunächst Auswirkungen auf die Sehgewohnheiten und Erwartungen vieler Betrachter haben, hat aber auch direkte Auswirkungen auf den gewerblichen Fotomarkt. Mir kommt da vor allem die Werbefotografie in den Sinn: Wozu noch einen Fotografen beauftragen, Fotos anzufertigen, der Kosten und dem ich erst einmal sagen muss, was ich haben will, wenn ich die Bilder über KI selber generieren kann.

KI hat aber auch Einfluss auf den Wert einer Aufnahme, nämlich in Richtung Missbrauch. Nach momentanen Stand der KI (August 2023) werden für die Generierung der Fotos einige Bilder benötigt. Sind diese Vorhanden kann praktisch alles aus dem Nichts erzeugt werden. Aktuell sind KI – Bilder noch zu erkennen, die Haut ist zu glatt, sie wirken oft zu stark nachbearbeitet. Das sollte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Kinderkrankheiten behoben sind.

Genau dabei stellt sich mir als Fotograf, der durchaus mit Modellen arbeitet die Frage nach einer vertragsrechtlichen Zulässigkeit. Die Zukunft wird interessant.



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